Generation Beziehungsunfähig

Wir haben gelernt zu gehen, statt zu bleiben!

Heute in meinem Kurs...

... unterhielten wir uns darüber, wie Kinder unsere Partnerschaft verändern und in welchen Bild und Glauben unsere Kinder aufwachsen, wie wir Beziehungen leben (können). Ich brachte an, dass ich wahrnehme, dass die ab 1990 Geborenen wieder eher Kinder bekommen, Häuser bauen, heiraten und viel zeitiger enge Verbindungen eingehen als die Jahrgänge davor. Spannend und schon oft beschrieben...die Generation BEZIEHUNGSUNFÄHIG. Wenn Gehen die Option ist, anstatt zu halten, auszuhalten, zu glauben und zu hoffen, wenn Egoismus, Indivudalismus und Eigenliebe über ein Maß hinaus gehen, welches uns nicht mehr binden lassen. Dann ist es interessant, zu schauen, wie das Thema BINDUNG in der Säuglingsforschung verstanden wird. Thema Nummer eins. Wie soll BINDUNG und VerBINDUNG geschehen, wenn wir nicht wissen, wie wir bleiben können ohne zu gehen. Es ist erschreckend und doch so wahr und nah. Es ist ein Zeichen unserer Gesellschaft und ein Zeichen, dass Bleiben mit Schmerz und Enge verbunden wird, anstatt mit Liebe, Vertrauen und Achtung. Uns hielt das Thema fest und auch als Anderes wieder in den Vordergurnd rückte, spürte man, wie es nachhallte. Eine Teilnehmerin schrieb mir dazu noch eine Mail mit einem passenden Gedicht!

 

LESENSWERT!

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"Wir sind so gut geworden im Verlassen von Menschen. Wir sind so schnell beim Finden von Ausflüchten und bevorzugen den stillen Abschied. Wir haben gelernt wie man Menschen ersetzen kann. Wir haben gelernt wie man weg geht, nicht wie man bleibt. Wir haben gelernt die Menschen gehen zu lassen, anstatt zu versuchen sie noch länger in unserem Leben zu halten. Wir sind so verwirrt, so verloren, wir sind uns nicht mehr sicher, ob wir uns von der Liebe fernhalten wollen oder ob wir uns eingestehen sollten, dass wir sie im Leben brauchen, die Liebe....

Aber ich bin auch müde geworden von Menschen die nicht bleiben. Ich bin müde von den Menschen geworden, die nicht noch ein wenig länger warten können. Ich bin müde geworden von Menschen, die jemandes verliebtes Herz auf die leichte Schulter nehmen.

 

Ich bin müde geworden von Menschen, die keinerlei Menschlichkeit mehr in sich tragen....

 

Wir sind so süchtig geworden nach der Jagd. Der Jagd nach dem nächsten "besten" Ding, dem größeren Haus, dem teureren Auto, der nächsten Stufe auf der Karriereleiter, dem nächsten großen Einkauf von irgendwas, das wir eigentlich nicht brauchen und dabei vergessen wir immer das davor, dass Haus das wir vor dem größeren hatten, dass Auto das wir vor dem teuren hatten, wir vergessen den Menschen mit dem wir mal eine Zukunft wollten...

 

Wir haben vergessen, wenn wir nachts im Bett liegen was wir wirklich brauchen, nämlich jemand, der uns ein bisschen fester hält und uns sagt, dass die Welt nicht so grausam ist, dass alles wieder gut wird, jemand der uns sagt dass unsere kleine Welt friedlich bleibt. Wir haben vergessen, dass wir, wenn wir krank sind und nicht aus dem Bett kommen, jemanden brauchen, der sich um uns kümmert, mit Liebe und Fürsorge, dass wir jemanden brauchen, der uns das Gefühl gibt, dass wir irgendwann nicht alleine Sterben müssen. Jemand der bei uns ist, wenn wir am schwächsten sind und jemand der für uns spricht, wenn unsere Stimme nicht mehr will und kann. Wir haben vergessen das wir manchmal ein wenig warten sollten, dass wir toleranter sein sollten im Umgang mit Menschen,  die wir im Leben behalten wollen, aber vor allem haben wir vergessen, Geduldiger zu sein...

 

Wir haben vergessen wie man die Samen pflanzt, nein wir wollen alle gleich den ganzen Garten. Wir haben vergessen an einer Verbindung zu Arbeiten, nein wir wollen nur erfolge Ernten. Wir bleiben nicht mehr, wir gehen weiter zum nächsten in der Hoffnung etwas zu finden dass es Wert ist zu bleiben, immer wieder....

 

Aber manchmal wirst du niemals finden was du suchst, wenn du nicht stehenbleibst auf deiner Jagd, und anfängst zu sehen - so dass du die verborgenen Teile siehst, die dunklen Seiten eines Charakters und die Narben, die tief im inneren verwurzelt sind. Denn nur so siehst du den rohen ungeschliffenen Kern eines Menschen, die wahre Schönheit. So erkennst du jemandes Seele, und nur so.

 

Das ist es, wie man sich wirklich verliebt, aber zu aller erst musst du bleiben können, nicht weiterjagen nach dem vermeintlich "besseren"...

 

Bleib noch, eine weitere Stunde, noch ein Tag, eine Woche... Für immer... 

 

Der Poet ( Deno Licina )